Katrin Mathis

Digitale Konzepte
mit mehr Wert.

Mitte August flatterte eine Anfrage der Staatlichen Toto-Lotto GmbH Baden-Württemberg in mein E-Mail Postfach, ein Barcamp zum Thema Glück zu organisieren und auszurichten. Was für ein Glück!

Über meine Liebe zu Barcamps habe ich vor einiger Zeit bereits geschrieben. Barcamps sind Unkonferenzen ohne vorher festgelegte Referenten und Themen. Ich schätze diesen Austausch auf Augenhöhe. Das Format hat seinen Ursprung in der Internetszene, kommt aber mittlerweile auch in vielen anderen Bereichen zum Einsatz. In diesem Fall diente das Thema Glück als grobe Leitplanke. Seit meiner ersten Barcamp Teilnahme 2009 nehme ich nicht nur regelmäßig an Barcamps und anderen Veranstaltungen teil, sondern habe auch unterschiedliche Veranstaltungsformate, wie das Startup Weekend Basel oder diverse Global Service Jams mitorganisiert oder als Coach begleitet. Service Design Methoden, wie Service Blueprints, eignen sich auch hervorragend zur Veranstaltungsplanung.

Die Lotto Gesellschaft Baden-Württemberg war mir bereits als Sponsor des Barcamp Stuttgart 2015 bekannt. Auf der Marketingmesse dmexco in Köln ergab sich spontan die Gelegenheit, einen Teil des Teams persönlich kennenzulernen. Nadine Frey und Axel Grehl aus dem Social Media Team von LottoBW zeigten sich sehr offen für meine Vorschläge, beispielsweise eine Kinderbetreuung anzubieten, um auch Eltern eine entspannte Teilnahme an dem Barcamp zu ermöglichen. Nach dem Treffen waren wir uns über die wichtigsten Eckpunkte einig. Die Vorbereitung konnte starten. Ende September besuchte ich die „Zentrale des Glücks“ in Stuttgart und verschaffte mir einen Eindruck von den Räumen. Die weitere Organisation im Vorfeld konnte ich aus meinem Büro in Freiburg erledigen.

Viele denken, dass die Anmeldungen automatisch eintrudeln, sobald man ein Barcamp ankündigt. Doch so einfach ist es leider nicht. Einen großen Teil der Vorbereitung machte die Teilnehmerakquise aus. Mit dem 26. November haben wir bewusst einen Samstag gewählt, der möglichst viel Zeit für die Vorbereitung ließ und noch nicht ganz in der stressigen Vorweihnachtszeit liegt. Dass die Lotto Gesellschaft ein Themen Barcamp ausrichtet ist ungewöhnlich. So stieß die Veranstaltung auf viel Skepsis, was die Rolle von LottoBW angeht. Ich als externe Organisatorin und Moderatorin habe sicher dazu beigetragen, diese Bedenken ein wenig zu zerstreuen. Viele der Teilnehmer habe ich persönlich angesprochen. Dabei wurde mir einmal mehr bewusst, was für ein großes Glück es ist, wie viele tolle Menschen ich in den letzten Jahren bei Barcamps und ähnlichen Veranstaltungen kennengelernt habe!

Als Organisator eines Barcamps stellt man nur den Rahmen der Veranstaltung, welchen die Teilnehmenden mit Leben füllen. Vieles wird improvisiert. Daher war ich sehr gespannt, was passieren würde.

Zu Beginn des Tages stimmte Gina Schöler vom Ministerium für Glück und Wohlbefinden die Teilnehmenden auf den Tag ein. Inspiriert von dem kleinen Land Bhutan, welches das Bruttonationalglück misst, hat sie ein Kunstprojekt gestartet. Mit verschiedenen Aktionen, wie etwa einem Erste Hilfe Glücks-Set oder ihrem Buch „Das kleine Glück möchte abgeholt werden,“ bringt Gina das Thema Glück humorvoll ins Gespräch und gibt Impulse zum Umdenken und Mitmachen. Ein gelungener Start in den Tag!

Wie bei einem Barcamp üblich, gestalteten die Teilnehmenden das restliche Programm am Morgen der Veranstaltung selbst. Jede/r kann und soll eine Session anbieten. Das kann entweder ein Vortrag sein, ein Workshop oder eine Diskussionsrunde. Das Sessionboard mit fünf Zeitfenstern und zwei Räumen war schnell gefüllt. Die Bandbreite der Themen war wie bei Barcamps üblich enorm. Auch bei nur zwei Räumen fiel es so manches Mal schwer, sich für eine der parallelen Sessions zu entscheiden. Gleich am Anfang berührte Uwe Hauck uns mit seiner Geschichte vom Glück, nach einem Suizidversuch noch am Leben zu sein und Dana Diezemann gab interessante Denkanstösse in ihrem Vortrag zu ihrem Weg in den richtigen Körper. Gabriele Stoll diskutierte über Wege, den Glücksduft Verveine über den Bildschirm zu vermitteln und bei dem Sweetup konnten wir Süßigkeiten aus unterschiedlichen Ländern probieren.

Das war mein erstes Barcamp, bei dem ich keine eigene Session gehalten habe. Als Moderatorin machte ich Fotos und erinnerte mit meinem Quietschehuhn nach einer halben Stunde daran, nun langsam zum Ende zu kommen. Entgegen der Erwartungen habe ich zum Glück auch inhaltlich viel von den Sessions mitbekommen und mich fast wie eine Teilnehmerin gefühlt. Und die Impulse des Tages wirken bei mir definitiv nach!

Dass Essen glücklich macht, war das Thema gleich mehrerer Sessions. Bereits im Vorfeld achteten wir darauf, möglichst frische Lebensmittel von regionalen Anbietern zu organisieren. Zum gemeinsamen Mittagessen bereitete das Frankfurter Startup Señor Pastel drei Sorten Crêpes zu. Die Crêpes waren nicht nur sehr lecker, das Warten bei der Zubereitung förderte auch die Interaktion zwischen den Teilnehmenden. Zu trinken gab es neben den üblichen Getränken Limonade des Heidelberger Startups Heldenpause.

Unser Plan ging auf! Als „Klassentreffen“ und als „kuschelig“ bezeichneten die Teilnehmenden das erste Barcamp Glück. Unter viele bekannte Gesichter mischten sich auch einige Barcamp-Neulinge. Auch für mich war es mit 20 Teilnehmenden das bisher kleinste Barcamp. Doch nach anfänglicher Skepsis wurde das von allen durchaus positiv empfunden. So war mehr Zeit für intensive Gespräche. Eine Teilnehmerin fühlte sich gar ermutigt, zum ersten Mal eine eigene Session zu halten. Auch dass wir dank der kleinen Runde und Puffer im Zeitplan die Zeit flexibel handhaben konnten, wurde als entspannend empfunden. Die Bedenken, dass LottoBW Einfluss auf die Inhalte nimmt, konnte schnell zerstreut werden. Viel Lob gab es für die großzügigen Räumlichkeiten in der „Zentrale des Glücks.“

Aber lest selbst, was die Teilnehmenden über das Barcamp schreiben:

In der Abschlusssession schaute ich in lauter glückliche Gesichter. Und so fiel ich am Abend müde aber sehr glücklich ins Bett. Ich freue mich auf nächstes Jahr, dann gerne mit doppelt so vielen Teilnehmenden!